Mitarbeiter/-innen sind Menschen.

Dieser Satz scheint so selbstverständlich bzw. trivial zu sein, dass wir ihn schon wieder überlesen oder uns fragen, „Ja, und? Was soll das jetzt heißen?“

Dieser Satz soll ausdrücken, dass Führungskräfte sich kontinuierlich bewusst sein sollten, dass sie es mit Menschen (und nicht Maschinen) zu tun haben. Zum einen bedeutet dies, dass Verhaltensweisen und Reaktionen nicht immer logisch nachvollziehbar und programmierbar sind. Zum anderen heißt dies, dass ihre Bedürfnisse menschlicher Natur sind – gerade im Miteinander mit anderen Menschen. Neben den körperlichen Bedürfnissen haben sie mehr oder weniger das Bedürfnis, wichtig zu sein, bzw. gebraucht zu werden. Sie möchten eine Bedeutung haben, „wertvoll“ sein. Gerade das berufliche Umfeld spielt dabei eine wichtige Rolle, wobei die Führungskräfte häufig als wichtigste Bezugspersonen gesehen werden.    

Manche Führungskräfte mögen sich damit nicht wohl fühlen, weil sie diese Bedeutung gar nicht haben wollen, jedoch gibt es im Positiven auch wieder hilfreiche Hinweise, welche „Zutaten“ bei einer wirkungsvollen Führung grundlegend helfen.

Aus meiner Sicht sind dies die folgenden drei Prinzipien:

• Wahrnehmen
• Ernstnehmen
• Wertschätzen

Was heißt es, Mitarbeiter / innen wahr zu nehmen?

Die Führungskraft kennt ihre Mitarbeiter / innen mit den jeweiligen Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen und Gewohnheiten und weiß auch grundlegende Dinge über deren private Situation – soweit es Mitarbeiter / innen teilen wollen. Sie kennt Fähigkeiten und Fertigkeiten und kann gut Einsatzbereiche, Stärken, Risiken und auch Grenzen einschätzen. Sie bekommt Stimmungslagen ihrer Mitarbeiter / innen mit und bemerkt mögliche Konflikte im Ansatz. Die Führungskraft zeigt dieses „Wissen", diese Kenntnis durch Feedback und persönliche Gespräche – sie hat und zeigt Interesse an den Mitarbeitern / innen.

Was heißt es, Mitarbeiter / innen ernst zu nehmen?

Die Führungskraft berücksichtigt – falls möglich – die individuellen Fähigkeiten, Stärken, Risiken und Grenzen bei der Aufgabenverteilung und Delegation von Verantwortung. Sie behandelt die Mitarbeiter / innen individuell – z.B. wird sie sich für einen Mitarbeiter ggf. mehr Zeit nehmen (müssen), um Dinge zu erklären, während sie einem anderen Mitarbeiter etwas auf den Tisch legen kann und dieser schon weiß, was zu tun ist. Sie nimmt Ideen und Vorschläge ernst, auch wenn diese nicht umsetzbar sind, was sie dann auch ehrlich erläutert. Sie erklärt ehrlich und offen Entscheidungen und Vorgehensweisen (Ausnahme: vertrauliche Entscheidungen, die nicht kommuniziert werden dürfen) und macht Erwartungen deutlich. Sie versucht nicht, unpopuläre Entscheidungen schön zu reden, sondern zeigt Verständnis für Emotionen und Widerstand. Zusammengefasst bedeutet dies: sie nimmt den Menschen mit all seinen Meinungen und Verhaltensweisen ernst und behandelt ihn auch so. Dabei verfolgt sie offen und konsequent die Ziele.  

Was hießt es nun, Mitarbeiter / innen wert zu schätzen?

Schon die beiden vorherigen Punkte zeigen implizit die Wertschätzung der Mitarbeiter / innen. Die Führungskraft nimmt sie wahr und ernst, wodurch die Bedeutung / Wichtigkeit des Menschen hervorgehoben wird – er wird als „wertvoll“ angesehen.

Darüber hinaus wird Wertschätzung ebenfalls gezeigt durch ehrliches und offenes Feedback – Lob – und auch konstruktive Kritik, solange Verhalten und Person getrennt betrachtet wird (Wertschätzung für den Menschen – konstruktive Kritik für das Verhalten).

Wertschätzung heißt auch, dass die Führungskraft ihre Mitarbeiter / innen so akzeptiert, wie sind – mit allen Stärken, Risiken und „Macken“. Das hießt NICHT, dass sie alle Aktionen und Verhaltensweisen akzeptiert. Stattdessen spricht sie diese Punkte offen an und versucht Lösungen zu finden, um zukünftige Aktionen zu unterbinden bzw. Verhaltensweisen zu verändern. Sie geht Probleme und Konflikte offen und direkt an und versucht, mit den Beteiligten Lösungen zu finden. 

Sie zeigt durch alle diese Verhaltensweisen den Mitarbeiter / innen, dass sie „wertvoll“ für das Team und das Unternehmen sind – wenn sie sich an gewisse Regeln / Vorgaben halten und ihre Aufgaben nach bestem Wissen und Können erledigen.

Die Einhaltung dieser drei Prinzipien – Wahrnehmen, Ernstnehmen, Wertschätzen – durch die Führungskraft und die gleichzeitige Berücksichtigung und konsequente Verfolgung von Zielen und Aufgaben führt mit ziemlicher Sicherheit zu einem erfolgreichen UND zufriedenen Team.

Auch wenn es aufwendig erscheint, lohnt sich die eingesetzte Zeit mit und für die Mitarbeiter / innen dreifach – wenn Sie es mögen, mit Menschen umzugehen und nicht lieber selbst Ihre beste Fachkraft sind!